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Panel von FFF und MEDIA Antenne München: Mehr EU-Gelder für Medienbranche

Die Medienbranche wird durch das 2014 gestartete EU-Programm "Creative Europe" mehr Fördergelder erhalten als zuvor. Das sagte Xavier Troussard, der Leiter des MEDIA-Programms, als er beim FFF-Panel auf den Münchner Medientagen die Pläne der EU vorstellte. Das neue Programm wird 2014 die bisherigen Förderprogramme MEDIA, MEDIA Mundus und Kultur ersetzen. Künftig wird auch die Gamesbranche gefördert. Im Anschluss an seine Keynote diskutierte Troussard mit Vertretern der Medienbranche über die Frage, was passiert, wenn Filme gleichzeitig im Kino und auf allen anderen Kanälen zu sehen sind. Zu der Veranstaltung hatten der FFF Bayern und die MEDIA Antenne München eingeladen.

Die EU fördert die Kultur- und Medienbranche in den nächsten sieben Jahren mit jährlich 1,46 Milliarden Euro, verkündete Xavier Troussard in seiner Keynote. Das Gesamtbudget wird damit um neun Prozent erhöht. 56 Prozent dieses Etats fließen in die Förderung der audiovisuellen Medien – also in den Bereich, der bislang durch das MEDIA-Programm abgedeckt war. Zusätzlich profitiert die Medienbranche künftig auch von einem Garantiefonds des neuen cross-sektoralen Bereichs, der mit 13 Prozent des Gesamtetats finanziert wird. Die übrigen 31 Prozent fließen in die Kulturförderung.

Zugleich versicherte Troussard, der erstmals nach Deutschland gekommen war, dass das neue Programm auf den Erfahrungen von MEDIA aufbauen wird und keine vollständige Umwälzung der bisherigen Förderarbeit bedeuten werde. Um Förderanträge aber künftig schneller bearbeiten und Mittel rascher auszahlen zu können, werden Festbeträge für einzelne Förderlinien eingeführt. Neu sind auch die Förderung von Games, "Audience Building" und internationalen Koproduktionen, wobei hier nicht einzelne Projekte, sondern Koproduktionsfonds gefördert werden.

Grundsätzlich soll die "Creative Europe"-Förderung dort ansetzen, wo es keine Überschneidungen mit nationalen Förderungen gibt. Besonders strukturelle Innovationen sollen unterstützt werden. "Das Risiko der Unternehmen, die sich hier engagieren, soll abgefedert werden", sagte Troussard. "Und ihre Resultate und Erfahrungen sollen der ganzen Branche zur Verfügung gestellt werden." Ein zentrales Ziel sei, die europäische Medienbranche fit für den weltweiten Wettbewerb zu machen, der sich durch die Digitalisierung ständig verändert.

Mit "Creative Europe und dem Zuschauer 2.0" beschäftigte sich auch die anschließende Paneldiskussion, die Prof. Dr. Klaus Schaefer moderierte. Im Mittelpunkt stand die Frage: Was passiert, wenn Filme gleichzeitig im Kino und auf allen anderen Kanälen zu sehen sind? Dies entspricht den Vorstellungen vieler heutiger Zuschauer. Momentan gilt die Sperrfristen-Regelung: Filme kommen zunächst ins Kino, und erst nach bestimmten Fristen dürfen sie auf DVD und über Video-on-Demand veröffentlicht und im Fernsehen übertragen werden. Ausgangspunkt der Diskussion war das bereits laufende Experiment von MEDIA zu "Day & Date", das die zeitgleiche Veröffentlichung von Filmen testet. Man will herausfinden, inwiefern dies den einzelnen Verwertern (in Kino, TV, DVD und online) nutzt oder schadet und wie groß die Synergien der Marketing-Kampagnen sind.

Ross Fitzsimons, der mit seiner Firma Artificial Eye (London) an diesem Projekt beteiligt ist, erläuterte, dass viele Arthouse- und Special Interest-Filme nur durch die zeitgleiche Herausbringung auf allen Kanälen ein Publikum finden könnten. Das gleiche gelte für die meisten Filme aus anderen europäischen Staaten: "Deutsche Filme sind in Großbritannien mit Ausnahme von London kaum zu sehen." Die zeitgleiche Herausbringung von Filmen würde einem riesigen Teil der Bevölkerung vor allem ländlicher Regionen die Möglichkeit geben, diese Filme ohne große Verzögerung zu sehen. Auch behinderte Menschen, die Kinos nicht besuchen können, und Menschen, die in ihrer Zeitgestaltung beschränkt seien, würden durch den Wegfall der Verwertungsfenster nicht mehr benachteiligt.

Der HDF-Vorsitzende Dr. Thomas Negele sagte, dass bei der Diskussion über die Sperrfristen-Regelung grundsätzlich zwischen kinotauglichen und -kinountauglichen Filmen unterschieden werden müsse. Erstere Filme sollten zunächst exklusiv im Kino laufen, wo sie eine besondere Wirkung entfalten könnten. Davon würden letztlich die Verwerter aller Stufen profitieren.

Karin Haager
vom österreichischen Video-on-Demand-Anbieter Flimmit betonte, dass Kino und Online-Verwerter gar nicht in direkter Konkurrenz stünden."Wenn Video-on-Demand wegfiele, würden die Umsätze nicht dem Kino zugute kommen", sagte sie. Außerdem hätten die Verwerter hinsichtlich der Filmfinanzierung ein gemeinsames Interesse: "Die Telekom, Google und iTunes sollen künftig bei der Filmabgabe auch mitzahlen!"

Die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Elisabeth Prommer (Universität Rostock) sagte, dass Filme im Kino und auf dem PC oder Tablet völlig anders konsumiert würden. Auch gehe "die Nutzung von Smartphones und Tablets bislang nicht auf Kosten der klassischen Medien Kino und Fernsehen". Und die junge Generation würde Medien ohnehin auf vielen Screens konsumieren.

Im Bild v.l.: Prof. Dr. Klaus Schaefer, Prof. Dr. Elisabeth Prommer, Xavier Troussard, Karin Haager, Dr. Thomas Negele, Ross Fitzsimons.

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