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Das Oktoberfest als Phantom und neun weitere XR-Projekte: Erste FFF Vergabe im neuen Förderbereich

Alle geförderten Projekte finden Sie hier.

Im April hat der FFF Bayern den neuen Förderbereich Extended Realities (XR) installiert. 18 qualitätsvolle Projekte waren eingereicht. Der Vergabeausschuss hat in der vergangenen Woche entschieden, zehn Projekte mit einer Gesamtsumme von 284.000 Euro zu fördern, darunter ein immersives Projekt von Autor und Regisseur Philip Gröning, das auf künstlerische Weise den Ausfall des diesjährigen Oktoberfestes ausdrückt. Allein vier Projekte sind künstlerisch, die sechs weiteren befassen sich mit interkulturellem Training, Architektur aus vier Jahrhunderten, medizinischen Studien und originellen Ergänzungen für Schulbüchern. Zwei immersive Soundprojekte handeln von Schatzsuche und klangvollen Planeten.

Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach:  „Ich freue mich sehr, dass wir die ersten Anwendungen im Bereich Extended Realities mit insgesamt 284.000 Euro fördern können. XR bietet als neue Visualisierungs- und Querschnittstechnologie eine große Bandbreite an Anwendungen: Von Forschung und Entwicklung, Architektur, Gesundheitswesen, Industrie, Bildung und Training bis zu Games, Unterhaltung und Medienkunst. Das schafft auch viele Chancen, nicht nur für die vielen potenziellen Anwender bei uns in Bayern, sondern auch für unsere Medienschaffenden, die diese Inhalte erstellen können.“

Alle am 25. Juni 2020 geförderten Projekte erhalten Förderung für ihre Entwicklung, das heißt, sie befinden sich im Stadium zwischen Konzept- und Prototypenentwicklung.

Das größte Volksfest der Welt wurde für 2020 abgesagt – im nächsten Monat würden normalerweise die Aufbauarbeiten beginnen. Ein neues Projekt für Virtual Reality/ Mixed Reality und Sound wird den Phantomschmerz für die User/innen erfahrbar machen. Filmemacher Philip Gröning setzt mit 30.000 Euro FFF Förderung das Projekt Oktoberfest Phantom um. Die Kunstinstallation ist ortsungebunden und wird von der Münchner Philip Gröning Filmproduktion für HTC VIVE Pro umgesetzt. Darin wandern die User/innen durch geisterhaft menschenleere Festzelte umher. Eine spezielle Tonlandschaft im Ambisonic Surround-Format wird dieses Erlebnis auf eine außergewöhnliche Weise konterkarieren.

Um ein Phantom und ein Gebäude geht es auch in einem weiteren geförderten Projekt: Die Münchner Produktionsfirma K5 Factory wird mit 30.000 Euro FFF Förderung eines der bekanntesten Kunstwerke von Banksy zum Mittelpunkt einer VR-Experience für PC-VR-Systeme machen. In Banksy: The Walled Off Hotel VR besichtigen die User/innen virtuell das Walled Off Hotel in Betlehem, das Banksy gegründet und gestaltet hat. Das Projekt kombiniert verschiedene innovative digitale Technologien – Photogrammetry, Motion&Face Capturing und KI-Behavior Trees – zu einer VR-Experience.

Das Projekt Mensch Maschine Cyborg Dancing vermischt Realitäten: Mittels eines technischen Dispositivs aus Soft- und Hardware-Komponenten wird bei Tanzperformances die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum aufgehoben. Durch 3D-Projektoren und ein dreidimensionales Klangfeld erleben die Zuschauer/innen eine immersive und bewegungsgesteuerte VR-/3D-Videotanzperformance, die mit den physisch anwesenden Tänzer/innen interagiert – die Experience ist somit ortsgebunden. Inhaltlich setzt sich die Performance mit dem Konflikt zwischen  technikgetriebenem Perfektionismus und der Sehnsucht nach Selbstfindung auseinander. Der FFF fördert das Projekt von Angelika Maria Mahnecke mit 29.000 Euro.

Die Nürnberger Firma Blickwinkeltour wird mit 30.000 Euro FFF Förderung eine virtuelle Zeitreise realisieren. Die Mixed Reality Zeitreise am Nürnberger Hauptmarkt für Android-basierte Standalone 6DoF-VR Headsets ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern den Zustand der Architektur zu vier vergangenen Zeitpunkten der letzten vierhundert Jahre anzusehen. Steuern wird die Zeitreise ein Tourguide. Die location-based entertainment-Experience soll einen immersiven, interaktiven und wissenschaftlich fundierten Einblick in die Wandlung des Stadtbildes gewähren.

Die Münchner Firma BrückenBauen wird mit 25.000 Euro FFF Förderung ein interkulturelles Training als VR Anwendung für VR-Headsets wie Pico Neo oder Oculus Quest umsetzen. AugenBLICK mal! ist inspiriert durch eine interaktive Wanderausstellung zum Thema Flucht und Migration, die von der Firma kuratiert wurde. Mittels 360Grad-Videos und 3D-Animation sollen Konfliktsituationen zum Thema Diversität dargestellt werden, bei denen die Nutzer/innen die Perspektiven wechseln können. Die Protagonistinnen und Protagonisten sind reale Menschen mit Migrationshintergrund und werden in filmischen Kurzporträts vorgestellt. Eine Social VR-Dialogplattform ermöglicht nach der Experience eine Diskussion zwischen den Beteiligten mit Moderatorinnen und Moderatoren.

Das Münchner Start-up Virtonomy wird mit 28.000 Euro FFF Förderung eine Softwarelösung namens Multi-participant interactive visual communication platform für VR-Headset/HMD mit 6DoF-Controllern entwickeln, mit der klinische Studien zur Markteinführung von Medizinprodukten ins Virtuelle transformiert werden können. Geschaffen werden soll eine kollaborative Plattform, auf der medizinische Inhalte visualisiert werden können. Dadurch vereinfacht sich der Austausch zwischen Entwicklerinnen/  Entwicklern und  Ärztinnen/ Ärzten.

Unter den zehn geförderten Projekten sind außerdem zwei immersive Soundprojekte: Im interaktiven Hörspielabenteuer Robert Baker – Lichtjäger des bekannten Münchner Serious Game & Cross Media Produktionsunternehmens Reality Twist steuern die Zuhörer/innen die Story mit Sprachbefehlen. Sie begeben sich gemeinsam mit Hochstapler Robert Baker auf die interaktive Suche nach dem Goldschatz der Kupferrolle von Qumran. Dabei geht es auch in die geheimen Archive des Vatikans!

In Inside MPhil – Die Planeten begeben sich die User/innen mit GPS-verbundenen Smartphones und Kopfhörern in den Englischen Garten. Futuristische Geräusche verschaffen den akustischen Eindruck, sich in der Kommandozentrale eines Raumschiffes zu befinden. In weiter Ferne sind die sieben Sätze aus Gustav Holsts Sinfonie Die Planeten wie Sterne am Himmel an verschiedenen Stellen im Park zu hören. Die Nutzer/innen sollen sich auf eine akustisch-immersive Erkundungstour begeben. Mit 23.650 Euro FFF Förderung wird Sofilab aus München die App für Android und iOS entwickeln.

Eine Vorstellung der XR-Förderung finden Sie außerdem in der aktuellen Ausgabe der FilmNewsBayern.